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Destinationsentwicklung in einer tourismusextensiven Destination

Einfluss und Bedeutung der Kooperation im Stakeholder-Netzwerk
Destination Schönfeld in Salzburg (Lungau)
Sophia Pauer hat in ihrer Masterarbeit untersucht, wie die Zusammenarbeit in weniger entwickelten Destinationen erfolgt. Hierzu führte sie eine qualitative Studie in der Destination Schönfeld (Salzbug) durch.

TTR: Wieso ist das Thema für die Tiroler Tourismuswirtschaft interessant?

Sophia Pauer: Der Tourismus sorgt in ländlichen Gebieten sowohl für den Erhalt von Einkommen als auch von Arbeit und gilt als essentieller Entwicklungsfaktor. Ein wichtiger Bestandteil dabei ist die Entwicklung von einzelnen Destinationen. Während früher das Wirtschaftswachstum sowie die geographische und physische Erweiterung als Marker für deren Entwicklung verwendet worden sind, stehen heute Menschen statt Dinge im Fokus. Eine erfolgreiche Destinationsentwicklung kann nur dann erfolgen, wenn alle beteiligten Stakeholder in den Entwicklungsprozess mit eingebunden und involviert werden. Durch ihre Beziehungen und Abhängigkeiten im Destinationsnetzwerk werden vor allem die Produktivität, die Innovationskraft und das Wirtschaftswachstum bestimmt. Interne Kommunikation und Kooperation im Netzwerk ermöglichen eine nachhaltige Planung und Entwicklung.

TTR: Welche Erkenntnisse in Bezug auf Destinationsentwicklung in tourismusextensiven Destinationen konnten Sie in Ihrer Arbeit gewinnen?

Sophia Pauer: Zusammenarbeit ist der Schlüssel zum Erfolg

Besonders die Abhängigkeiten und Beziehungen zwischen den Interessensgruppen bestimmen eine erfolgreiche Destinationsentwicklung. Eine effektive Zusammenarbeit kann nur durch eine gemeinsame Zielverfolgung und Strategie erzielt werden. Dadurch wird speziell der interne Austausch von Wissen und Informationen gestärkt, sowie eine Koordinierung aller Interessen ermöglicht. Verantwortlich dafür ist im besten Fall eine übergeordnete Struktur. Diese Funktion wird meist durch eine Destinationsmanagementorganisation (DMO) ausgeführt, welche in der Mitte des Netzwerks agiert.

In der Realität werden diese theoretischen Ausführungen in einer wenig entwickelten Destination nur teilweise umgesetzt. Meist wird keine gemeinsame Richtung verfolgt und es gibt keine allgemein gültige Vision. Jede einzelne Interessensgruppe ist für ihren Bereich selbst verantwortlich und es gibt keinen Leitbetrieb oder Stakeholder, der die Destination steuert. Zusätzlich nehmen DMOs eine unterstützende, aber nicht führende Rolle im Netzwerk ein. Entscheidungen werden auf Basis von informellen Absprachen und internen Beziehungen getroffen. Formale Netzwerke können zwar dargestellt werden, spielen aber nicht die dominierende Rolle in der Destinationsentwicklung. Schließlich wird die Zusammenarbeit oftmals durch zwischenmenschliche Konflikte maßgeblich beeinflusst.

TTR: Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie in Ihrer Masterarbeit?

Sophia Pauer:

1. Verfolgung von gemeinsamen Zielen und Strategien

Voraussetzung ist eine gemeinsam formulierte Vision und Richtung, welche die Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Ziel ist eine Identifikation aller Stakeholder mit der Destination und ein erhöhter Austausch von Wissen, Informationen, Ressourcen und Kompetenzen.

2. Strategisches Management und effektive Planung

Die DMO sollte in tourismusextensiven Destinationen vermehrt Initiative zeigen, Verantwortung für die Destination übernehmen und als übergeordnetes und koordinierendes Organ fungieren. Formelle Sitzungen, die dem Austausch von Ideen, Vorschlägen und Anliegen der einzelnen Interessensgruppen dienen, sollten organisiert werden. Ziel ist die Stärkung des formellen Netzwerks.

3. Gleichbehandlung aller Interessensgruppen

Interessenskonflikten, persönlichen Differenzenn, distanzierten Beziehungen und dem Ausschluss einzelner Interessensgruppen muss entgegengewirkt werden. Eine integrative Kraft oder externe Person sollte die Interessen aller Stakeholder koordinieren.

4. Gemeinsame Umsetzung von Entwicklungen

Verantwortlichkeiten müssen konkret definiert und die Aufgaben gleichermaßen verteilt werden.

5. Erhalt und Verbesserung der bestehenden Infrastruktur

Unter allen Beteiligten muss erhöhtes Bewusstsein für das Umfeld geschaffen und die Wirtschaftlichkeit der bestehenden Angebote geprüft werden.

Sophia Pauer

Sophia Pauer

Sophia Pauer hat ihren Bachelor in International Management an der FH Joanneum absolviert und ist dann für den Masterstudiengang Entrepreneurship & Tourismus am MCI nach Innsbruck gekommen, welchen sie im Juni 2020 erfolgreich abschloss. Seit 2021 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am MCI Tourismus tätig.

Die Master-Arbeit wurde von Janosch Untersteiner, MA betreut.

 

Titelbild: Sophia Pauer

Datum: 16.09.2021