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Fuckup Night

Wie Scheitern zum Erfolgsmodell werden kann
Fuck up night
Die Fuckup Night versucht, das negative Stigma, das dem Scheitern in unserer Gesellschaft anhaftet, in positive Energie umzuwandeln, da man auch aus Misserfolgen unglaublich viel lernen kann.

TTR: Was genau ist die Fuckup Night und wie ist die Fuckup Night in Innsbruck entstanden? 

Bettina Wenko: Die Fuckup Nights sind eine globale Bewegung, die 2012 in Mexiko entstanden ist. Da dachten sich 5 junge Studenten, dass es an der Zeit ist, das Stigma aufzubrechen, das dem Scheitern aber vor allem den Gescheiterten in unserer Gesellschaft anhaftet. Warum? Weil es aus Fehlern sehr viel zu lernen gibt und diese Geschichten es Wert sind, erzählt zu werden. Ich habe die Fuckup Nights Innsbruck mit meinem damaligen Arbeitgeber 2015 nach Innsbruck geholt, weil ich es überdrüssig war, das Thema Entrepreneurship und Innovation immer nur über Erfolgsgeschichten zu transportieren. Damit haben wir immer nur die üblichen Verdächtigen angezogen und eine kleine Nische erreicht. 

Die Perspektive zu wechseln war genau richtig. Über den Weg des Scheiterns auf das Thema Unternehmertum zu schauen, hat sehr viel mehr Aufmerksamkeit erzeugt. Die Geschichten sprechen ein breiteres, vielfältigeres Publikum an. Ich denke das rührt daher, dass diese Geschichten mehr Neugier wecken und wir uns auch besser damit identifizieren können  - jeder von uns ist immerhin schon mal mehr oder weniger ordentlich auf „die Schnauze gefallen“.

Über diesen kleinen Umweg bringen uns die Geschichten vom Fehler machen und wieder Aufstehen dem Unternehmerleben ein Stück weit näher als die Erfolgsstories. Und wahrscheinlich sind sie authentischer und reflektierter erzählt als jede Erfolgsstory, weil sie einfach mehr Mut und Auseinandersetzung benötigen, um erzählt werden zu können. Man mag es kaum glauben, die Erfahrungen der ErzählerInnen machen immer sehr viel Mut. Dinge auszuprobieren, neue Wege zu gehen, keine Angst vor dem Versagen zu haben … das ja schlussendlich eigentlich gar keines sein muss.

Fuck up night Publikum


TTR: Wieso würdest du einem Tiroler TouristikerIn empfehlen, zur nächsten Fuckup Night zu kommen? Was könnte er oder sie dort für sich mitnehmen? 

Bettina Wenko: Egal ob TouristikerIn oder nicht, es geht ja darum, dass UnternehmerInnen - egal aus welcher Branche sie kommen - etwas voran treiben bzw. bewirken und verändern wollen. Dabei machen sie vieles richtig, aber eben auch das eine oder andere falsch. Das ist nicht zu vermeiden … im Gegenteil, Fehler sind wichtiger Teil des Lern- und Entwicklungsprozesses. Weil wir uns in einem fortwährenden Wandel ständig neu erfinden und innovative Dinge ausprobieren müssen. Wenn wir in diesen Prozessen Fehler machen, Projekte misslingen oder Konflikte entstehen, dann müssen wir diese offen kommunizieren, um die Chance zu wahren, uns stetig zu verbessern. Denn nur dann lernen wir für die Zukunft daraus und können uns anpassen. 

Diese Haltung und dieses Mindset hat jeder unserer Speaker bis dato noch auf die Fuckup Night Bühne gebracht, gepaart mit einem Bündel an lehrreichen Ratschlägen und Erfahrungen, die ja auch für den Zuhörer - den/die UnternehmerIn und Führungskraft - lehrreich sein können. Die Fuckup Nights können dazu inspirieren, offen über Fehler zu sprechen und lehren uns, wie wichtig eine reflektierte Auseinandersetzung ist und was sie bewirken kann.

Fuck up night Bühne


TTR: In welche Richtung wird sich die Fuckup Night Innsbruck weiter entwickeln? 

Bettina Wenko: Wir möchten die Fuckup Night über die Stadtgrenzen von Innsbruck hinaus auch in andere Gemeinden tragen. Kufstein wird am 17. Mai 2018 erste Station sein, Wattens wird am 5. Juli folgen. Darüber hinaus sind wir österreichweit sehr gut vernetzt, die FUN gibt es in 5 weiteren Städten Österreichs, und arbeiten daran, über das Eventformat der Fuckup Night hinaus, Konzepte und Formate zu entwickeln, die Menschen und Teams dazu bewegen, sich mit ihrem Scheitern konstruktiv auseinander zu setzen, um daraus zu lernen. Da gibt es unzählige Ideen dazu, die es noch in eine Form zu gießen gilt.

Bettina Wenko

Bettina Wenko ist Community Builder & Host bei Wundervoll - Coworking für Einfallsreiche. Sie hat die Fuckup Nights 2015 nach Innsbruck geholt und mittlerweile 14 FUN-Events für über 2500 Zuschauer organisiert und moderiert. Über 10 Jahre Erfahrung in der Startup- und Innovationsbranche in den Bereichen Marketing, Kommunikation und Coaching. Konzeption und Umsetzung zahlreicher Startup-Events wie den Startup Day 2012-2016, Ideenwettbewerbe, Workshops, Vorträge und Seminare.

Bildnachweis @David Herzig & Emanuel Kaser