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Neue Ideen für traditionelle Almarbeit

Wie Studierende Businesspläne für die Schule der Alm entwickeln
Schule der Alm MCI Tourismus Businessplan
Im Zuge der Lehrveranstaltung "Businessplan & Start-ups" entwickelten Master-Studierende des MCI Tourismus neue Konzepte für die Schule der Alm im Valsertal.

Der Kurs "Businessplan & Start-up" findet im 2. Semester des Masterstudiums "Entrepreneurship & Tourismus" statt. Lehrveranstaltungsleiter Dr. Christoph Engl ist dabei immmer auf der Suche nach realen Projekten, um dem Claim des MCI "Bridging university & business" zu folgen. Dabei geht es häufig aber nicht darum, die Leuchtturmprojekte des Tourismus in den Vordergrund zu rücken, sondern vielmehr auch kleinere Initiativen, unbekanntere Projekte und vor allem nachhaltige Initiativen zu unterstützen.

So entstand die Idee der Zusammenarbeit mit der Schule der Alm, einem Verein, welcher sinnstiftenden Urlaub im Valsertal auf Helga's Alm anbietet. In 3 Tagen lernen die TeilnehmerInnen über die Schönheit, aber auch harte Arbeit der Almwirtschaft, über Landschaftspflege, Naturschutz, Flora und Fauna. Im Gegenzug bieten sie ihre Arbeitskraft an und helfen dabei, Bergmäder und Biodiversität zu erhalten. Im Zuge der Zusammenarbeit wurde mit dem Verein vorab die Zielsetzung für den Kurs festgelegt. Zentrale Fragestellung für die Studierenden war es, die Kernelemente der Schule der Alm zu analysieren und diese in einem Business Plan abzubilden. Damit soll eine Gründung simuliert sowie Handlungsoptionen für den Verein aufgestellt und gleichzeitig bewertet werden.

Der Kurs startete mit einem theoretischen Input von Herrn Engl zum Business Plan: warum braucht es diesen, was muss er enthalten und wie wird er erstellt. Es folgte eine Vorstellung der Schule der Alm, ihrer Tätigkeiten und MitarbeiterInnen durch Werner Kräuter, dem Obmann des Vereins. Hier hatten die Studierenden bereits die Möglichkeit, Fragen zu stellen und so ein detailliertes Wissen über die Vorteile, aber auch Herausforderungen des Vereins zu erhalten. In einer weiteren Phase wurden diese Inhalte in Kleingruppen reflektiert und zusätzliche Kontakte zu TeilnehmerInnen hergestellt, um auch diese Seite miteinzubeziehen. Aufbauend auf all diesen Input wurden erste Konzepte in Kleingruppen entwickelt, und mit Hilfe von individuellem Feedback & Coaching durch den Lehrveranstaltungsleiter Ideen verfeinert und konkretisiert. Am Ende des Kurses wurden die finalen Konzepte dem Vorstand der Schule der Alm präsentiert. Durch die Freiheit in der Bearbeitung entstanden hier sehr unterschiedliche Ideen für die zukünftige Entwicklung der Schule der Alm.

Mehrere Gruppen identifizierten die zugrundeliegenden Werte der Schule der Alm - Offenheit, Gemeinwohl, Authentizität sowie Entschleunigung. Um diese auch in Zukunft aufzugreifen, machten sich einige Studierende Gedanken darüber, wie auch in Zukunft Freiwillige akquiriert und noch stärker eingebunden werden können. Hierfür wurde beispielsweise eine Online-Plattform für die Freiwilligenarbeit entwickelt, bei welcher über verschiedene Rollen Informationen geteilt und miteinander kommuniziert werden können. Dies ermöglicht einerseits eine bessere Verbindung zwischen den aktiven Vereinsmitgliedern sowie ehemaligen und zukünftigen TeilnehmerInnen. Aber auch die interne Kommunikation könnte dadurch verbessert werden, um Aktivitäten besser zu planen und zu koordinieren.

Schule der Alm Online Plattform

Andere Businesspläne griffen die Kundenbindung der ehemaligen TeilnehmerInnen als zentrale Herausforderung und essentiellen Bestandteil der Schule der Alm auf. Im Sinne von transformativen Erlebnissen besteht nach der Teilnahme des Almkurses häufig ein starker Bezug zum Valsertal, zu den handelnden Personen sowie zur Berglandschaft. Diese Bindung soll besser genutzt werden, indem ein Badge System in Form eines Treuepasses eingeführt wird. So können die TeilnehmerInnen nach Absolvierung des "Grundkurses" weitere Aktivitäten ausprobieren, vertiefen und damit noch stärker an den Verein gebunden werden. Die Studierenden versuchten gleichzeitig, die benötigte Freiwilligenarbeit zu quantifizieren und langfristig motivierte Freiwillige hierfür zu akquirieren. Dies ist besonders deshalb wichtig, da die Almsaison im Normalfall von Juni bis September begrenzt ist.

Schule der Alm Treuepass

Andere Studierende griffen die Themen Naturerlebnis und Entschleunigung auf, welche nicht nur, aber insbesondere durch die COVID-19 Krise einen enormen Boom erlebt haben. Nachdem die TeilnehmerInnen derzeit in St. Jodok übernachten müssen, wurden hier authentische Übernachtungsmöglichkeiten in Hütten im Valsertal angedacht sowie weitere Aktivitäten wie Ziegenwanderungen.

Die Ergebnisse wurden anschließend mit den Vereinsmitgliedern diskutiert und dienen als Grundlage für die weitere Entwicklung des Vereins, welche in der nächsten Generalversammlung im Herbst entschieden wird. Der Kurs stellt somit eine Win-Win Situation für beide Seiten dar. Die Studierenden hatten die Möglichkeit, ein reelles Projekt abseits des klassischen Tourismus kennen zu lernen und ihre Ideen, ihre Kreativität und ihre Problemlösungskompetenz unter Beweis zu stellen. Die Entwicklung des Businessplans für die Schule der Alm konnte somit theoretische Grundlagen mit der praktischen Problemstellung verbinden und die Entrepreneurship-Fähigkeiten der Studierenden fördern. Auf der anderen Seite erhielt die Schule der Alm eine Status Quo Analyse ihres Angebotes und ihrer Werte sowie zahlreiche Ideen für die Weiterentwicklung ihrer Aktivitäten.

Auch dieses Jahr musste der Kurs online stattfinden. Dies hatte einerseits den Vorteil, dass viele Vereinmitglieder an den Präsentationen per Video-Konferenz zugeschaltet werden konnten und so ein reger Austasuch und eine spannende Diskussion entstand. Andererseits hatte es jedoch den Nachteil, dass die Studierenden während des Semesters das Produkt "Schule der Alm" nicht aktiv erleben konnten. Dies wurde am Ende des Semesters mit einem Besuch im Valsertal auf Helga's Alm nachgeholt. Aufgrund der Lockerungen war es möglich, dass die Studierenden selbst Hand anlegen, die Sense in die Hand nehmen, Helga's Ziegen sowie die Menschen hinter dem Projekt persönlich kennenzulernen durften. In Zeiten von Online-Lehre eine besonders intenstive Erfahrung. Auch hier zeigte sich wieder, dass es gerade in der Tourismusausbildung essentiell ist, den - in diesem Falle virtuellen - Lehrveranstaltungsraum zu verlassen und direkte Erlebnisse zu ermöglichen sowie reelle, praktische und soziale Problemstellungen aktiv in die Lehre einzubeziehen.

Schule der Alm Valsertal MCI Tourismus

“Die Zusammenarbeit mit den Studierenden gehört zu den Highlights der Schule der Alm. Wunderbar, wie sich die jungen Leute engagiert haben. Zudem war es ein Vergnügen, mit ihnen zu diskutieren und die vielen tollen Ideen kennen zu lernen.” Werner Kräutler, Vorsitzende der Schule der Alm

Bildnachweis: MCI Tourismus

Dr. Birgit Bosio

Forschungsschwerpunkt
Tourismustrends, Service Design, Customer Experience, Alpiner Tourismus, Nachhaltigkeit & Tourismus
Position bzw. Aufgabe
Hochschullektorin

Birgit Bosio hat den ersten Diplomjahrgang des MCI Tourismus absolviert und anschließend zwei Jahre in der Marktforschung der Tiroler Werbung gearbeitet. Gemeinsam mit Hubert Siller (MCI) und Michael Brandl (ehemals TW) zeichnet sie für die Entstehung des TTR verantwortlich. 2016 hat sie an der Universität Salzburg promoviert.

“Die Arbeit mit dem TTR ist spannend, da man sich täglich mit neuen Entwicklungen & Trends beschäftigen und ständig am Ball bleiben muss. Gleichzeitig stellt es aber dauernd eine Herausforderung dar, dem Nutzer diese Informationen kundengerecht und in der richtigen Dosis interessant aufzubereiten.”

Im TTR Team seit: November 2006

Zuständig für: Strategie & Konzeption, Tourismusforschung, Content Management, Social Media

FH-Prof. Dr. Christoph Engl

Forschungsschwerpunkt
Entrepreneurship
Position bzw. Aufgabe
Hochschullektor