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Radfahr Image Tirols

Die Rolle von Sportgroßveranstaltungen zur Profilgewinnung als Raddestination
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In einer aktuellen Studie untersuchte ein Forscherteam des Instituts für Sportwissenschaften an der Universität Innsbruck das Image des Radlandes Tirol.

TTR: Vor welchem Hintergrund ist diese Studie entstanden?

Philipp Schlemmer: Tirol positioniert sich als Sportland Nummer 1 der Alpen und versucht dieses Image im Rahmen der Durchführung von Sportgroßveranstaltungen zu unterstreichen. Die Tirol Werbung hat das Thema „Rad“ als Potenzialthema in der Marketingstudie 2017-2020 definiert. Neben der wichtigen Rolle des Radsports im Alltag bzw. im Rahmen des Urlaubs finden in Tirol seit Jahren regelmäßig Sportveranstaltungen (z.B. Radweltcup St. Johann, Ötztal Radmarathon, KitzAlp Bike uvm.) im Radsport (Mountainbike bzw. Straßenrad) statt. Mit der Durchführung der Crankworx 2017 und 2018 bzw. der UCI Rad Weltmeisterschaft Innsbruck-Tirol 2018 wird auf die Stärkung der Bekanntheit Tirols als (touristische) Raddestination abgezielt. Dieses Projekt beschäftigt sich daher mit dem Image Tirols als (touristische) Fahrraddestination, der möglichen Rolle von Sportgroßveranstaltungen zur Profilgewinnung als Raddestination, der Bedeutung des Fahrradfahrens im Sommerurlaub in Tiroler Tourismusregionen sowie den Auswirkungen von Radsportangeboten auf die einheimische Bevölkerung.

TTR: Welche Erkenntnisse liefert die Studie?

Philipp Schlemmer: Die Erkenntnisse des Projekts können im Folgenden zusammengefasst werden:

  • Kein Einfluss der Rad WM 2018 auf die Wahrnehmung Tirols als Raddestination; aber Mobilitätsverhalten durch Radsportveranstaltung signifikant beeinflusst
  • Urlaubssituation als Möglichkeit, Mobilitätsverhalten aktiver zu gesalten
  • Übereinstimmung von Destinations-/Eventimage (=strategischer Fit) führt zu höherer Unterstützung und kann Eindrücke zu schaffen / verändern / verstärken
  • Konzentration auf Sportveranstaltungen die den bereits vorhandenen affektiven sowie kognitiven Merkmalen der Destination entsprechen.
  • Einwohner in Entscheidungsprozess einbinden für höhere Unterstützung
  • Der strategische Fit muss in Marketingkampagnen gefördert, die Bewohner in den Planungsprozess einbezogen und das langfristige positive Vermächtnis der Veranstaltung gefördert werden.
  • Regelmäßig Studien, um die Erwartungen und Bedenken der Bewohner gegenüber einem Ereignis zu ermitteln.

TTR: In welcher Hinsicht sind diese für die Tiroler Tourismuswirtschaft relevant?

Philipp Schlemmer: Die Förderung des Images Tirols als Radland korrespondiert auch mit den Zielsetzungen des Landes im Bereich der Verkehrsplanung, die im Radkonzept Tirol (2014) festgehalten sind. Das Land Tirol plant mit der Erstellung eines für die Jahre 2015 – 2020 angelegten Radkonzepts die Steigerung und Attraktivierung des Radverkehrs in Tirol. Damit soll einerseits der zunehmenden Bedeutung des Radverkehrs, zugleich aber auch der Intentionen nachhaltiger Mobilitätsentwicklung nachgekommen werden. Das ist nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch eine wichtige Hilfe die Energieziele des Landes „Tirol 2050 energieautonom“ erreichen zu können. Innerhalb einer Generation soll das Verkehrssystem auf umweltfreundliche und emissionsfreie Mobilität umgestellt werden. Dem Rad kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Jede zweite Autofahrt in Tirol ist kürzer als fünf Kilometer und daher ist das Potenzial für das Rad als alternatives Verkehrsmittel sehr groß. Radgroßveranstaltungen (Rad WM, Crankworx etc.) können das Image des Radfahrens in der Bevölkerung erhöhen und letztlich die Nutzung des Fahrrads im Alltags- und Freizeitverkehr fördern. Die Studie macht die in der Bevölkerung verbreitet vorhandene Intention, mehr Fahrrad zu fahren, ebenso deutlich wie die Erwartung bzw. Hoffnung, dass im Zuge einer Großveranstaltung Verbesserungen in der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen der Fahrradnutzung getätigt werden. Letztere sollten beachtet werden, um negative Bewertungen nach einer derartigen Veranstaltung zu vermeiden. Die positiveren Einschätzungen durch Personen, welche die Veranstaltung live erlebt haben, zeigen aber auch, dass die Einbindung der Bevölkerung ein wesentlicher Faktor ist, um einen positiven Impuls für den Radverkehr zu erzielen.

Philipp Schlemmer

Philipp Schlemmer

Philipp Schlemmer ist wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Institut für Sportwissenschaft der Universität Innsbruck, sowie am ISAG der UMIT Hall. Im Rahmen seiner Promotion hat er sich intensiv mit der Bedeutung des Sporttourismus für die alpine Tourismuslandschaft beschäftigt. Generelle Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Sportmanagement, Sporttourismus und Sportgroßveranstaltungen.

Titelbild © Innsbruck Tourismus / Tommy Bause

Datum: 31.05.2021