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Governance in touristischen Destinationen

Eine Analyse aus Sicht der Einheimischen unter Berücksichtigung der Tourismusgesinnung am Beispiel des Landkreises Erding
Governance
Nina Hieronymus untersuchte in ihrer Masterarbeit die Governance von touristischen Destinationen. Der Fokus der Arbeit lag auf der Analyse der Einheimischen unter der Berücksichtigung der Tourismusgesinnung. Die empirische Studie wurde im Landkreis Erding durchgeführt.

TTR: Was bedeutet Governance und warum ist es relevant für Tourismusdestinationen?

Nina Hieronymus: Eine einheitliche Definition des Begriffes „Governance“ ist aufgrund seiner vielschichtigen Verwendung in unterschiedlichen Kontexten schwierig. Grundsätzlich ist bei der Governance zu beachten, dass es um die Möglichkeiten geht, verschiedene staatliche und private Akteure zu steuern. Dabei steht der Ansatz der Partizipation der Beteiligten, zum Beispiel durch Netzwerke und Kooperationen, und nicht die Hierarchie im Vordergrund. Für Tourismusdestinationen ist die Governance der Einheimischen von hoher Relevanz, da diese eine sehr wichtige Stakeholder-Gruppe in Destinationen darstellen und für eine erfolgreiche Zukunft der Tourismusregionen essenziell sind. Die touristischen Instanzen in Destinationen sollten das Teilnetzwerk der Einheimischen nicht ignorieren, sondern es aktiv in die touristische Planung und Entscheidung miteinbeziehen.

Handlungsempfehlungen

TTR: Was sind die Kernergebnisse Ihrer Arbeit und welche Bedeutung haben diese für touristische Destinationen?

Nina Hieronymus: Ein Kernergebnis der Masterarbeit ist, dass die Einstellung der Einheimischen zum Tourismus von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig ist. Als Beispiele sind hier das Alter, die Länge der Ortsansässigkeit sowie die Beschäftigung im Tourismus zu nennen. Ein weiteres wichtiges Ergebnis ist, dass die einheimische Bevölkerung die Auswirkungen, die durch den Tourismus entstehen, unterschiedlich wahrnehmen. Darüber hinaus wurde sehr deutlich, dass die Einheimischen sich derzeit nicht in die Planungen und Entscheidungen im Tourismus eingebunden fühlen, dies aber zukünftig wünschen. Meine Masterarbeit stellt einen Startpunkt zur Erforschung des komplexen Themengebiets der Governance der Einheimischen in Destinationen dar. Sie gibt einen Überblick über die vielen unterschiedlichen Thematiken, die das Teilnetzwerk der Einheimischen betreffen. Mit Hilfe der wissenschaftlichen Arbeit sind viele Zusammenhänge, Unterschiede, Einstellungen und Wahrnehmungen erforscht worden. Diese unterschiedlichen Aspekte müssen zukünftig noch intensiver beleuchtet werden, um ein tiefgründiges und umfassendes Verständnis über dieses komplexe Teilnetzwerk zu erhalten. Mit Hilfe der erstellten Handlungsempfehlungen wurde ein grundsätzlicher Rahmen für die Governance der Einheimischen in Destinationen geschaffen.

TTR: Welche konkreten Handlungsempfehlungen geben Sie in Ihrer Masterarbeit?

Nina Hieronymus: Auf Basis der empirischen Studie wurden fünf zukünftige Handlungsfelder für Destinationen abgeleitet. Im Zentrum der Governance der einheimischen Bevölkerung sollte in Zukunft die Integration und Partizipation der Einheimischen in den Tourismus und dessen Entscheidungen stehen. Diese Einbindung kann beispielsweise mit Hilfe unterschiedlicher, partizipativer Methoden des Art of Hosting-Konzepts realisiert werden. Weitere wichtige Handlungsfelder stellen die Tourismusgesinnung, die Governance der kulturellen und ökologischen Auswirkungen durch den Tourismus, das Management der unterschiedlichen Gruppen innerhalb des Teilnetzwerks der Einheimischen sowie die touristische Weiterentwicklung insgesamt dar. Es ist zu beachten, dass alle genannten Bereiche miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig beeinflussen. Aus diesem Grund sollte die Governance der Einheimischen gesamthaft erfolgen. Hierbei ist zu beachten, dass diese nicht als statisches, einmalig erarbeitetes Konstrukt anzusehen ist, sondern kontinuierlich weiterentwickelt und erweitert werden sollte.

Nina Hieronymus

Nina Hieronymus hat ihren Bachelor in „Tourismus-Management“ an der Hochschule München absolviert. Im Anschluss daran hat sie sich für den Master in „Entrepreneurship & Tourismus“ am MCI entschieden und diesen im Juli 2017 erfolgreich abgeschlossen. Während ihrer Studienzeit hat sie bereits wichtige praktische Erfahrungen, unter anderem im Reisveranstalterbereich, sammeln können. Seit August 2018 ist sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin des Bayerischen Landtags im Abgeordnetenbüro von Ulrike Scharf, MdL, Staatsministerin a.D., beschäftigt.

Titelbild by rawpixel on Unsplash